Nachhaltigkeit setzt immer ein Potential voraus. Als Potential soll hier die Gesamtmenge an Nutzmaterialien oder die Gesamtmenge an aufnehmbaren Stoffen bezeichnet werden.
Besitzt ein Ökosystem ein sehr großes Potential an Nutzmaterialien oder Speicherkapazitäten für Stoffe so kann die Verletzung der Prinzipien zur Nachhaltigkeit lange Zeit nicht auffallen.
Kritisch wird es wenn menschliche Prozesse auf die Zustandsänderung der Ökosysteme nicht oder zu spät reagieren, welche die Lebensräume und die Gesundheit gefährden.
Der direkte Nutzerkreis eine Ökosystems beurteilt den Umgang in der Regel nach rein wirtschaftlichen Erwägungen, da es sich in aller Regel um Unternehmen handelt.
Solange kein wirtschaftlicher Nachteil entsteht, wird auf schmelzenden Potentiale bis zum Schluss nicht reagiert. Am Ende ist mit einer Kostenexplosion zu rechnen, falls wirtschaftliche Folgeprozesse auf den Materialumsatz noch angewiesen sind.
Durch spekulative Aktionen in Aussicht der zur Neige gehender Potentiale kann ein Preisanstieg schon deutlich vor dem kompletten Abbau erfolgen.
Ein Anstieg der Kosten, sei es aufgrund von der Spekulation auf knappe Güter oder aufgrund erhöhter Gewinnungs- oder Beseitigungskosten, hat eine Umsatzreduktion mit Anpassung von wirtschaftlicher Folgeprozesse als Konsequenz.
Langfristig läuft jede Entwicklung auf ein neues Gleichgewicht hinaus, bei welchem das Ökosystem kein signifikant zusätzlich verwertbares Potential besitzt.
Ein weitere Nutzung des nachhaltigen Umsatzes ist jedoch möglich, sofern die Fähigkeit des Systems nicht von der Größe des Potentials abhängt.
Korreliert das Erzeugungsvermögen von Nutzmaterialien oder das Aufnahmevermögen von Stoffen mit dem Potential, so führt die Überanspruchung letztendlich zu einer reduzierten oder komplett unmöglich gemachten Nutzung in der Zukunft.
Dies ist in aller Regel bei der Nutzung von freien Tier- oder Pflanzenbeständen oder beispielsweise bei der Einbringung von Abfällen in Seen der Fall .
So ist beispielsweise im Falle von Tier- oder Pflanzenarten nach einer kompletten Vernichtung die Nutzung der Arten in der Zukunft nicht mehr möglich.
Handelt man nicht nachhaltig so verändert sich der Zustand eines Ökosystem.
Dies kann Auswirkungen auf die Nutzung anderer Ökosysteme haben. Diese sogenannte Seiteneffekte habe in aller Regel keine wirtschaftliche Auswirkungen auf die Nutzung des Ökosystems selbst. So erhöht beispielsweise der Anstieg des Nitratgehalts im Grundwasser durch Überdüngung nicht die Kosten der Landwirte.
Auch wenn negative Seiteneffekte bekannt sind, kann und wird aufgrund des marktwirtschaftlichen Konkurrenzdrucks keine Umsatzreduktion stattfinden.
Demzufolge kann eine wirtschaftliche Nutzung eines Systems andere Ökosysteme stark beeinträchtigen oder gar völlig zerstören.
Naturgegeben existiert ein hohes gesellschaftliches Interesse in einer gesunden Umwelt zu leben.
Wie bereits erwähnt und im folgenden im Einzelnen erläutert nimmt die Nutzung der Ökosysteme nach rein wirtschaftlichen Erwägungen auf dieses Ziel keine Rücksicht.
Die Gesellschaft hat nun die Möglichkeit über Ihre Regierungen rechtliche Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Nutzung festzulegen, welche dieses Ziel sicherstellt. Die Maßnahmen versuchen also das gewünschte Verhalten zu Erzwingen und müssen daher ständig kontrolliert werden.
Ein marktwirtschaftlich kompatible Möglichkeit bietet sich an, wenn die Verbraucher gewillt sind ihre Kaufentscheidungen davon abhängig zu machen, ob bei der Produktion auf Nachhaltigkeit wert gelegt wurde. Damit wird durch Labels transparent gemachte Nachhaltigkeit zu einem wirtschaftlichen Faktor mit entsprechend steuernder Wirkung. Auch hier müssen entsprechende Kontrollen einen Missbrauch der Labels verhindern.
Beide Möglichkeiten schränken die rein wirtschaftlich orientierte Nutzung der Ökosysteme ein und führen unweigerlich zu einem Preisanstieg.
Damit ist die gesellschaftliche Umsetzbarkeit sowohl mit der Höhe der Folgeschäden bei Verletzung des Nachhaltigkeitsprinzip als auch mit dem Wohlstand und der Einsicht der Bevölkerung verknüpft.
Ein auf Freiwilligkeit beruhende Umsetzung auf Basis von Umweltlabels hat den Vorteil, dass es keinen gesellschaftlichen Widerstand erzeugt. Demgegenüber sind gesetzliche Maßnahmen in Regel wirksamer.
Das sich Einflussmöglichkeiten der unterschiedlich Varianten der Nutzung unser Ökosysteme unterscheiden, sollen diese im folgenden separat diskutiert werden.
Bei der Nutzung von Tieren und Pflanzen korreliert der erzeugte Menge mit dem Potential. Bezüglich den Maßnahmen muss man jedoch zwei Fälle betrachten.
Korreliert der langfristige Umsatz mit der Menge der Ressource so werden wirtschaftliche Erwägungen zu einer nachhaltigen Entwicklung bei hohem Potential führen. So wird beispielsweise der Baumbestand im Wald relativ hoch gehalten um einen regelmäßigen und hohen Ertrag an Nutzholz zu liefern. Die maximale Bestandsdichte ist durch die Notwendigkeit von direkter Sonnenbestrahlung auf natürliche Weise begrenzt.
Der hohe Bestand führt aufgrund des Einfluss auf die Atmosphäre sogar zu positiven Seiteneffekten.
Es sind daher keine Maßnahmen für nachhaltiges Handeln notwendig.
Im Fall der Nutzung von Feldern für Pflanzen oder von Seen für Fischzucht ist jedoch möglichst hoher Bestand nur über das Einbringen großer Stoffmengen möglich, welche die Wasserqualität und damit andere Ökosysteme beeinträchtigen.
Hier sind sowohl gesetzliche Rahmenbedingungen wie auch zertifizierte Labels sinnvoll, welche eine auf ein nachhaltiges Maß reduzierte Ausbringung von Stoffen transparent machen.
Speziell in Deutschland ist das Grundwasser mit deutlich zu hohem Nitratgehalt belastet. Siehe
http://www.geoportal.de/SharedDocs/Karten/DE/Themenkarte_Nitrat-im-Grundwasser.html
Korreliert der langfristige Umsatz mit dem Potential, so wäre es wie im obigen Fall wirtschaftlich sinnvoll das Ökosystem nachhaltig bei hohem Potential zu bewirtschaften.
Besteht aber für das genutzte „Material“ wie z.B. den Fisch im Meer kein Eigentumsrecht so gibt es für den Einzelnen keinen, ausreichenden wirtschaftlichen Anreiz den Umsatz zu reduzieren um den Gesamtbestand hoch zu halten: Die Menge, welche man nicht selbst ausbeutet, holt sich ein Konkurrent.
Als Gegenmaßnahme muss zuerst die Zahl der Nutzer über Zulassungsverfahren staatlich oder über eine internationale, stattlich anerkannte Organisation reguliert werden.
Auf dieser Grundlage könnten sich alle Nutzer eines Gebietes freiwillig auf eine Zuteilung der Menge einigen, welche die maximale Menge begrenzt. Dabei muss es sich um einen rechtsverbindlichen Vertrag handeln, so dass ein Nutzer die Einschränkung nicht ungestraft umgehen kann.
Falls der freiwillige gemeinsame Vertrag nicht möglich ist, sollte der Staat oder eine internationale, stattlich anerkannte Organisation die Zuteilung übernehmen.
Es gibt bei einer Nutzung einer Ressource deren Aufbaurate von Nutzmaterial bzw. Abbaurate von Abfallprodukten unabhängig von der Gesamtmenge ist keinerlei wirtschaftlichen Anreiz ein Potential bzw. Ressource nicht komplett auszuschöpfen.
Lediglich spekulative Anreize in einer Phase ansteigender Preise können zu einer temporären Reduktion des Umsatzes führen.
In diese Kategorie von Nutzmaterialien fallen die klassischen konventionellen Energieträger wie Kohle, Erdöl, etc., welche im Erdinnern lagern.
Bezüglich der Atmosphäre, den Seen und Ozeane sind aber auch die Abfallprodukte des Menschen zu nennen.
Gegenmaßnahmen sind grundsätzlich nur notwendig, wenn negative Seiteneffekte auftreten, da die Erzeugungs- und Abfallvernichtungsprozesse ungestört weitergehen und lediglich ein Potential an Nutzmaterial abgebaut wird oder Abfall angereichert wird.
Der Gesamtumsatz der menschlichen Aktivitäten ist aber aufgrund des technischen Fortschritts und dem Anstieg der Weltbevölkerung dermaßen angestiegen, so dass neben den lokalen negativen Seiteneffekten auch globale Seiteneffekte entstanden sind.
Eine Form der Gegenmaßnahme kann an das Verantwortungsbewusstsein der Verbraucher appellieren. Gelingt es Umsatzreduktion von Rohmaterialien oder Abfallprodukten überzeugend darzustellen, so kann dies zu einem veränderten Verbraucherverhalten führen.
Dies setzt jedoch voraus, dass der Käufer gewillt ist sich ausreichend über die gesamte Lieferkette zu informieren. Zertifizierte Kennzeichnungen können dem Verbraucher die Auswahl erleichtern. Hierbei kann und sollte der Staat unterstützen, damit die Informationen wahrheitsgemäß und nachvollziehbar zur Verfügung gestellt werden.
Wirksame Gegenmaßnahme auf Seiten der Nutzer ist jedoch ohne stattliche Eingriffe überhaupt nicht vorstellbar, da wirtschaftliche Anreize fehlen.
Gesetzliche Möglichkeiten reichen von der Besteuerung bis zum komplettem Verbot der Nutzung. Ohne eine breite gesellschaftliche Akzeptanz und der Einsatz speziellen Gesetzeshüter bleiben die Gesetze aber wirkungslos. Trauriges Beispiel ist die illegale Goldgewinnung in armen Ländern unter zu Hilfenahme von Quecksilber.
In erster Linie wird der gesellschaftliche Wandel durch Interesse und Engagement getragen.
Bereits durch unser Interesse werden die freien Medien auf diese Thema gelenkt. Dies wiederum führt dazu, dass das Handeln von Unternehmen und Organisationen untersucht und öffentlich dargestellt wird.
Auch durch unser Rolle als Verbraucher haben wir steuernden Einfluss. So können wir uns bewusst für Produkte einsetzen, welche einen geringen Materialumsatz an kritischen Stoffen erzeugen.